…und mit den Händen sprach das Herz

Plötzlich war alles still und die Trauer um den Verlust nicht in Worte zu fassen. Ademola hat unsere Herzen mit Lachen, Musik und Liebe geflutet. Als seines aufhörte zu schlagen, blieb auch in uns etwas stehen. Während das Leben unbeirrt seinen Lauf nahm, kämpften wir darum, nicht im Schmerz zu ertrinken. Die Vorstellung, nun einen Grabstein aussuchen zu müssen, war kaum zu ertragen. Kalt und leblos, das passte nicht zu ihm. OAK war warm und voller Leben. Er war stark, standhaft, verwurzelt mit der Natur und so kam die Idee eines Eichenstamms als Fundament für seine Büste. Diesen Teil sollte Steinmetz Bodo Albrecht übernehmen. Er stellte mir Chavi vor, Künstler und Bildhauer in dessen Werkstatt in Kreuzberg ein Prozess begann, der weit mehr war als Handwerk. Es wurde zur Trauerarbeit. Woche für Woche besuchte ich Chavi, mal mit-, mal ohne Kinder, und arbeitete eingehüllt in Trauer und in zärtlich tastender Zwiesprache, in einem Dialog zwischen meinen Händen und seiner Erinnerung an der Büste meines Lebensmenschens. Und langsam begann sein Gesicht Gestalt anzunehmen. Adenoah hat ein bemerkenswertes Auge für Details und trug mit viel Aufmerksamkeit bei, die Konturen seines Vaters lebendig werden zu lassen. Es war schön und zugleich herzzerreißend, ihm dabei zuzusehen. So erschufen wir einen leicht lächelnden Okulaja, der auf seinem Eichenstamm, eingebettet unter einem üppigen Rhododendron auf dem liebevoll gepflegten Friedhof Dahlem seine Ruhe fand. Schaut gern vorbei und zündet ein Licht für ihn an, am besten eine Ölkerze, sie brennt etwas länger.
Waldfriedhof Dahlem
Huettenweg 47, Berlin, DE 14195


noch eine kleine Geschichte
Auf der Suche nach der passenden Bepflanzung fand ich Sternmoos. Weich, zurückhaltend, wunderschön. Er hätte es geliebt. Ich schrieb mails an diverse Landschaftsgärtnereien, stellte mich vor, erzählte von Ademola bzw wofür ich es brauchte, und fragte nach dem Bestand. Am nächsten Morgen, auf dem Weg zur Arbeit in der S-Bahn, kam eine mail. Sie traf mich tief.
Sebastian Busse, Mitarbeiter der Firma Freund GmbH, schrieb: Ich möchte Ihnen mein Beileid aussprechen. Als ehemaliger Amateur Basketballer war Ademola immer ein Vorbild und mein Jugendheld. Meine Kollegin empfiehlt ein Sternmoos (Safina Subulata), einen Bodendecker für das wir die Kosten gern übernehmen möchten.
Was mich berührte, war die offene Wertschätzung… Vorbild und Jugendheld… wie schön. Ich sass still da, zwischen all den Menschen, und ließ die Tränen leise laufen. Diese unerwartet warme Geste berührte mich. Mein Gegenüber, ein älterer, fein gekleideter Herr, sah mich, schwieg und ließ mich in Ruhe. Dafür war ich dankbar.
Tage später fuhren Yuma und ich zur Freund GmbH. Yuma überreichte Herrn Busse ein kleines Geschenk von Ademola und dieser stellte uns eine ganze Palette Sternmoos in den Kofferraum. Begegnungen wie diese tragen mich. Wenn man einen geliebten Menschen verliert, verändert sich alles. Man selbst verändert sich. Das Mitgefühl eines Fremden ist wie ein stilles Licht. Begegnungen wie diese erinnern daran, dass Menschlichkeit leise wirkt und lange bleibt. Dafür bin ich dankbar. Mehr als ich sagen kann.
